Renate Nikolaus

 

Verwirrspiele im Namen des Hasen

Jeder Jäger wird einmal ein Hase, früher oder später, denn die Ewigkeit ist lang.

Renate Nikolaus ist eine Künstlerin mit vielen Gesichtern und Maskeraden, die das Verwirrspiel mit Idenditäten als Konzept vereinnahmt hat. Wie ihr Lieblingsthema und Identifikationsmodell der Hase tarnt sie sich gerne, sieht sie sich ungern in der ersten Reihe, ist keine Rampensau. Viel lieber wird im Geheimen laboriert, so dass ihre Ausstellungen und Aktionen häufig unter Decknamen, Aliasen und hinter Verkleidungen stattfinden. Aus der Strategie des Rollenspiels resultiert ein undogmatischer Umgang mit verschiedenen Genres, sei es die Malerei, Musik, Vorträge, Installationen, Comics ….

In ihren Werken reichen sich Kunst und Handwerk die Hand, ohne im Kleinkunstmilieu zu versacken. Eine Lehre und mehrjährige Tätigkeit als Zahntechnikerin hinterließ Spuren in den Arbeiten und nährte den Entschluss, ein fremdbestimmtes Arbeitsleben hinter sich zu lassen. Bodenständigkeit und eine gewisse Art Volkstümlichkeit - im positiven Sinne - sind geblieben. Comic-artige Gebilde treffen bei ihr auf (pseudo-)wissenschaftliche Texte, bunter Trash auf seriöse Forschung, wobei die Grenzen absichtlich unscharf gehalten werden.

Renate Nikolaus hat ihr Studium der Malerei und Illustration (sie studierte unter anderem bei Anke Feuchtenberger und Mariola Brillowska) an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) 1999 mit Diplom abgeschlossen. Ihre Arbeit gerät zunehmend unter den Einfluss einer hedonistischen Aufbruchstimmung im Hamburg der 90er Jahre. In aus heutiger Sicht legendären Clubs und Bars wie Heinz Karmers Tanzcafé, Caspers Ballroom, Egal Bar und Golden Pudel Club entwickelte sich eine neue Szene in der Nachfolge zu Punk und NDW, in der Kunst, Musik und Humor verschmolzen und aus der sich eigenständige Richtungen wie die sogenante Hamburger Schule entwickelten, aber auch neo-dadaistische Aktionen ihren Platz hatten.

Die Verwirrspiele einiger Ihrer Zeitgenossen (Studio Braun, Liedertafel Margot Honecker, Dr. Kurt Eulers K.E.D.) und der sehr spezielle Hamburger Lokalhumor sind ihr nicht fremd - ein surrealer Humor ohne Pointen, bei dem Witz, Ironie und Ernsthaftigkeit kaum noch zu unterscheiden sind und auch nicht unterschieden werden wollen.

Als praktische Umsetzung ihrer Diplomarbeit ('Die Phänomenologie der Hasentiere', oder 'Warum hat der Mensch den Hasen lieb?', Hamburg 1999) erfolgt im Jahr 2000 die Gründung des INSTITUT HASENBART, das mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen in Erscheinung tritt.

Gegenwärtig arbeitet Renate Nikolaus als frei schaffende Künstlerin, Grafikerin und Musikerin. Sie ist loses Mitglied der international agierenden Hamburger Band Black To Comm für deren hauseigenes Label Dekorder sie auch Artworks produziert. Ihr besonderes Interesse gilt momentan dem Eigenschnitt von Schallplatten in Einzel- bzw. Kleinstauflage auf einer Presto 6N Schneidemaschine aus den 1940er Jahren, die sie eigenhändig in jahrelanger Kleinarbeit instandgesetzt hat.

 

 

 

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